Immer wieder werden vermeintlich verschollene oder sogar bislang unbekannte Objekte versteigert. Dabei ist die Herkunft dieser historischen Reliquien größtenteils ungeklärt. Das Geschäft mit Devotionalien der Nationalsozialisten boomt momentan verstärkt in den Vereinigten Staaten.
Diesmal steht ein vergoldeter Ring mit Rubinen in Hakenkreuzform, geschmiedet von Karl Berthold, der Adolf Hitler gehört haben soll zur Versteigerung.
Der Ring wird in einem grotesk pompösen silbernen Globus auf dreistufigem Sockel aufbewahrt. Vermutlich hat Hitler das Schmuckstück nie getragen -trotzdem rechnet das Unternehmen „Alexander Historical Auctions“ in Maryland, das den Ring am 10. September als „Adolf Hitler’s Lost Ruby and Gold Swastika Ring“ anbietet, mit mindestens 75.000 Dollar Erlös (so die FAZ).
Der Katalogeintrag beschreibt offen, dass ein Sergeant der eigentlich für Kunstschutz zuständigen 144. Division den Ring, eine goldene Pistole, ein Kästchen mit Diamanten, Silberarbeiten und andere Pretiosen im Keller des Münchner „Führerbaus“ gefunden und vieles davon behalten habe.
Die Raubkunstpolitik der Roten Armee als „Trophähenkommission“ ist bekannt. Das aber auch unzählige Kriegssouveniere der amerikanischen Befreier verschleppt wurden, ist heute in der Dimension nur ansatzweise aufgearbeitet. Hier geschah das Rauben nicht auf staatlicher Anordnung, sondern aus persönlicher Gier.
Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht Geschirr aus der Reichskanzlei, Schmuckdosen von Eva Braun oder frühe Zeichnungen und Skizzen von Hitler selbst angeboten werden. Dabei ist in den meisten Fällen vollkommen unklar, welche Herkunft diese Dinge haben. Zumindest für die Zeichnungen Hitlers lässt sich sagen, dass diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gefälscht sind, denn Hitler selbst hatte den Ankauf oder die Vernichtung aller Blätter verfügt, die an seine unrühmliche Zeit als Postkartenmaler erinnern könnten.
Zur Zeit wird der Kunstmarkt mit diesen Reliquien überschwemmt, weil die Generation, die noch in Deutschland gekämpft hatte, ausstirbt und deren Erben mit den Kriegssouvenirs nichts mehr verbindet.
Tausende von Gemälden, Skulpturen, Schmuckstücken und Möbeln, die bei Ende des Zweiten Weltkriegs verschwunden sind, gelten bis heute als verschollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in den Vereinigten Staaten befinden, ist nicht gering. Im Schließfach des ehemaligen amerikanischen Leutnants Joe Tom Meador im texanischen Whitewright fand Korte den unschätzbaren mittelalterlichen Quedlinburger Domschatz wieder, der dank seiner Initiative wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. In den Vereinigten Staaten selbst ist der Kunstdiebstahl durch amerikanische Soldaten kein Thema.
Gerade erst hat George Clooney das Buch „The Monuments Men“ verfilmt. Geschrieben hat es der texanische Ölmilliardär Robert Edsel. Dieser gründete eine Stiftung zur Erinnerung an jene Kunstschutz-Einheiten der Armee der Vereinigten Staaten, die unmittelbar hinter der Front versuchten, so viele Kulturgüter wie möglich vor Diebstahl und Zerstörung zu retten. Dass ihre Gegner dabei nach dem 8. Mai 1945 nicht mehr nur noch die Deutschen, sondern auch die eigenen Armeekollegen waren, wird im Buch verschwiegen.