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NS-Raubkunst – Museum restituiert Kokoschka-Gemälde

Ein vierjähriger Rechtsstreit zwischen der Stadt Köln und den Erben des jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim (1878-1937) um ein Werk von Oskar Kokoschka ist beendet: Die Stadt muss das Gemälde zurückgeben.

Die Limbach-Kommission, die sich mit der Rückgabe von nationalsozialistischer Beutekunst beschäftigt, hatte sich dem Streit angenommen und die Restitution veranlasst. Im heiklen Umgang mit Nazi-Raubkunst möglicherweise eine richtungweisende Entscheidung. Zwar sind die Entscheidungen der Kommission nicht bindend, werden aber von öffentlichen Stellen akzeptiert. Die Geschichte des Bildes ist nach Ansicht der Schlichtungskommission zwar nicht lückenlos, es sei aber davon auszugehen, dass Flechtheim als Verfolgter des NS-Regimes gezwungen war, das Kunstwerk abzugeben.

Das berühmte Gemälde des österreichischen Malers Oskar Kokoschka „Portrait Tilla Durieux“ hat einen Wert von 3 Mio Euro und befindet sich im Museum Ludwig in Köln. Tilla Durieux war eine österreichische Schauspielerin, die Oskar Kokoschka 1910 portraitierte.

Das sich das Gemälde in Kölner Museum Ludwig befindet, beruht auf einer Schenkung des Kölner Juristen und Kunstsammlers Josef Haubrich aus dem Jahr 1946 an seine Heimatstadt. Haubrich hatte das Bild nach Angaben der Stadt 1934 gutgläubig bei Flechtheims früherem Geschäftsführer Alexander Vömel erworben.

Die Stadt Köln hatte die Rückgabe zunächst abgelehnt, weil Flechtheim bereits in der Spätphase der Weimarer Republik in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewesen sei. Er habe das 1910 entstandene Gemälde als Sicherheit für Schulden eingesetzt, so das eine Rückgabe nicht mit nationalsozialistischer Verfolgung begründet werden kann.

Die Erben des jüdischen Kunsthändlers Flechtheim bestehen auf die Rückgabe des Kokoschka Gemäldes und fordern die Restitution weiterer Kunstwerke aus deutschen Museen. Es handelt sich um etwa 35 Bilder, die nach Angaben des Anwalts der Flechtheim-Erben zumindest Verdachtsfälle nationalsozialistischer Raubkunst darstellen. Der Großneffe Flechtheims fordert ferner das Bild „Federpflanze“ von Paul Klee sowie ein kubistisches Stillleben von Juan Gris von der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zurück. Auch das dort ausgestellte Bild „Die Nacht“ von Max Beckmann ist im Visier der Erben. In den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sind gleich sechs Werke Beckmanns im Blick.

Das Ludwig Museum bedauert die Rückgabe des Bildes, das seit der Gründung des Museums Mitte der siebziger Jahre zur Dauerpräsentation des Hauses gehört, respektiert aber den Willen der Erben.